Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Als Geschäftsführerin einer Digitalagentur und passionierte Gesundheits-Interessierte ist es mein Ziel, wertvolles Wissen aus den vielen langen Podcasts zugänglich zu machen. Ich bereite die Inhalte nicht als medizinische Expertin sorgfältig auf, sondern als jemand, der komplexe Informationen für sich und andere verständlich machen möchte.
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In dieser Folge von Live Longer World spricht Dr. Ewald über seine Forschung und die zentrale These seines Buches "Plague Time" Das Gespräch befasst sich mit der oft übersehenen Rolle von Infektionserregern - wie Viren, Bakterien und anderen Parasiten - als wichtige ursächliche Faktoren für eine Vielzahl chronischer Krankheiten, darunter Alzheimer, verschiedene Krebsarten, Arteriosklerose und Diabetes. Dr. Ewald argumentiert, dass die gängigen Erklärungen für diese Krankheiten, die sich vorwiegend auf Genetik, Lebensstil oder Stoffwechselstörungen konzentrieren, oft unvollständig sind und viele der beobachteten Phänomene nicht erklären können. Die Episode betont das komplexe Zusammenspiel zwischen Infektionen, genetischen Prädispositionen, Umweltfaktoren und Lebensstilentscheidungen und plädiert für einen stärker integrierten Ansatz zum Verständnis und zur Bewältigung dieser weit verbreiteten Gesundheitsprobleme. Dieses Thema ist von großer Bedeutung für Menschen, die tiefere Einblicke in die Ursachen chronischer Krankheiten suchen, für Angehörige der Gesundheitsberufe und für alle, die sich für den neuesten Stand der medizinischen Forschung interessieren, der konventionelle Weisheiten in Frage stellt.
Hauptpunkte
- Infektionen sind eine wichtige, unterschätzte Ursache für chronische Krankheiten: Dr. Ewald vertritt die Ansicht, dass Infektionserreger (Viren, Bakterien, Protozoen usw.) eine weitaus bedeutendere Rolle bei der Entstehung chronischer Krankheiten wie Alzheimer, Krebs und Herzkrankheiten spielen, als in der Schulmedizin allgemein anerkannt wird, die diese "große Kategorie von Ursachen" oft übersieht.
- Gegenwärtige Krankheitserklärungen weisen erhebliche "Löcher" auf: Die vorherrschenden Theorien, die sich ausschließlich auf die Genetik, den Lebensstil oder Stoffwechselfaktoren konzentrieren, bieten oft keine vollständige Erklärung für chronische Krankheiten. So erklärt beispielsweise die Theorie der Amyloid-Plaques bei Alzheimer nicht vollständig, warum Maßnahmen, die auf die Plaques abzielen, oft nur minimale Vorteile bringen, und übersieht die antimikrobiellen Eigenschaften von Amyloid-Beta selbst.
- Chronische Krankheiten sind das Ergebnis komplexer Wechselwirkungen: Die Ursache ist selten singulär. Infektionen stehen in einer komplexen Wechselwirkung mit genetischen Anfälligkeiten (z. B. erhöht das APOE4-Allel die Anfälligkeit für bestimmte Krankheitserreger), Umweltfaktoren (einschließlich sozialer Faktoren wie dem Zugang zu zahnärztlicher Versorgung) und Lebensstilentscheidungen (z. B. Mundhygiene, Ernährung). Das Verständnis dieser multifaktoriellen Wechselwirkungen ist von entscheidender Bedeutung.
- Pathogenpersistenz ist bei chronischen Erkrankungen von entscheidender Bedeutung: Im Gegensatz zu akuten Infektionen, die schnell abklingen, können bei vielen chronischen Erkrankungen Krankheitserreger über lange Zeiträume im Körper persistieren, manchmal in einem scheinbar latenten oder wenig aktiven Zustand, der ständig Schäden verursacht oder Zellfunktionen verändert (z. B.,
- Das "Wettrüsten" zwischen Wirten und Krankheitserregern erhält die Krankheitsanfälligkeit aufrecht: Schädliche genetische Varianten bleiben oft in Populationen bestehen, weil sie die Anfälligkeit für sich ständig weiterentwickelnde Krankheitserreger erhöhen können. Die rasche Evolution von Infektionserregern bedeutet, dass die natürliche Auslese darum kämpft, Schwachstellen der Wirte zu beseitigen, was zu einem ständigen dynamischen Konflikt führt.
- Das Erkennen infektiöser Zusammenhänge eröffnet neue Wege für Prävention und Behandlung: Das Verständnis der infektiösen Komponenten chronischer Krankheiten kann zu neuartigen Präventionsstrategien (z.B. verbesserte Mundhygiene bei Alzheimer, Impfstoffe gegen bestimmte onkogene Viren) und Behandlungen (z.B.,
- Forschungssilos und einseitige Finanzierung behindern den Fortschritt: Die traditionelle Trennung von Forschungsbereichen und einseitige Finanzierung (z.B., die traditionelle Trennung der Forschungsbereiche und die Voreingenommenheit bei der Finanzierung (z. B. die jahrelange Bevorzugung der mutationszentrierten Krebsforschung gegenüber der Virusonkologie) haben die Akzeptanz und die Erforschung infektiöser Ursachen chronischer Krankheiten verlangsamt, obwohl sich die Beweise häufen.
Die übersehene Rolle von Infektionen bei chronischen Krankheiten
Dr. Ewald beginnt mit der Erklärung, dass sein Buch "Plague Time" darauf abzielt, einen erheblich vernachlässigten Bereich beim Verständnis chronischer Krankheiten hervorzuheben: die Rolle von Infektionen. Er argumentiert, dass sich die medizinische Wissenschaft in der Vergangenheit zuerst mit einfacheren Problemen befasst hat, so dass komplexe chronische Krankheiten kaum verstanden wurden. Ein wichtiges fehlendes Teil in diesem Puzzle, so Dr. Ewald, ist der Beitrag von Infektionserregern. Damit will er nicht sagen, dass Infektionen die einzige Ursache sind, sondern vielmehr, dass ihre Rolle nur im Zusammenspiel mit anderen Faktoren wie genetischen Anfälligkeiten und Umweltbedingungen verstanden werden kann. Er betont, dass das Verständnis eines Risikofaktors oft dessen Verbindung zu anderen offenbart, wodurch ein komplexes Netz von Ursachen entsteht, das erklärt, warum viele chronische Krankheiten trotz umfangreicher Forschung rätselhaft bleiben.
Die Diskussion verdeutlicht die Frustration unter den Forschern in diesem Bereich, die überzeugende Daten über infektiöse Zusammenhänge vorlegen, nur um zu sehen, wie sie von denjenigen abgetan werden, die an Standarderklärungen festhalten. Diese Ablehnung erfolgt oft ohne eine kritische Untersuchung der Grenzen der bestehenden Theorien oder der Frage, wie die Einbeziehung infektiöser Ursachen diese Mängel beheben könnte. Dr. Ewald stellt klar, dass "Infektion" ein weit gefasster Begriff ist, der nicht nur Viren, sondern auch Bakterien, Protozoen und sogar parasitäre Würmer umfasst.
Alzheimer: Komplexe Verursachung
Die Alzheimer-Krankheit, insbesondere die häufige, nicht familiäre, sporadische Form, dient als Paradebeispiel für Dr. Ewalds These. Der herkömmliche Fokus liegt auf Amyloid-Plaques und neurofibrillären Tangles im Gehirn als ursächliche Faktoren. Dr. Ewald weist jedoch auf einen "Zirkelschluss" in dieser Logik hin, da die Alzheimer-Krankheit häufig durch das Vorhandensein dieser Merkmale definiert wird. Er fragt sich, warum der Körper Plaques produzieren sollte, die schädlich sind, und deutet an, dass sie eine Folge eines zugrunde liegenden Prozesses und nicht die Hauptursache sein könnten.
Eine entscheidende Erkenntnis ist, dass Beta-Amyloid-Fragmente, die Plaques bilden, auch antimikrobielle Eigenschaften besitzen. Dies legt nahe, dass das Gehirn Beta-Amyloid als Reaktion auf Krankheitserreger (Bakterien oder Viren) produzieren könnte. Die Plaques könnten also ein Nebenprodukt eines ständigen Kampfes zwischen diesen Krankheitserregern und den Abwehrmechanismen des Gehirns sein. Die bei der Alzheimer-Krankheit beobachteten Schäden könnten von diesem Kampf herrühren, nicht nur von den Plaques selbst. Dr. Ewald erwähnt insbesondere Erreger von Zahnfleischerkrankungen (Parodontitis) wie Porphyromonas gingivalis, die invasiv sind, in die Blutbahn gelangen können und im Gehirn von Alzheimer-Patienten sowie in atherosklerotischen Plaques gefunden wurden. Tierstudien stützen die Idee, dass diese Krankheitserreger hirnschädigende Moleküle erzeugen können, während die Amyloidproduktion dazu beiträgt, diese schädlichen Substanzen zu kontrollieren.
Diese Sichtweise bezieht genetische Faktoren wie das APOE4-Allel, einen bekannten Risikofaktor für Alzheimer, mit ein. Das APOE4-Protein scheint mit Krankheitserregern wie *Chlamydia pneumoniae* und Herpes Simplex Virus 1 (HSV-1) zu interagieren, was Personen mit diesem Allel möglicherweise anfälliger für die Schäden macht, die diese Mikroben verursachen können. *Chlamydia pneumoniae* zum Beispiel nutzt das APOE4-Protein als "Türklinke", um in die Zellen einzudringen. Auch Lebensstilfaktoren passen in dieses Modell: Eine gute Mundhygiene, einschließlich der Verwendung von Zahnseide, kann Parodontalerkrankungen reduzieren und damit möglicherweise das Alzheimer-Risiko senken, indem das Eindringen dieser Erreger eingeschränkt wird. Dies verdeutlicht, wie soziale Faktoren (Bildung, Zugang zu zahnärztlicher Versorgung) und die Ernährung ebenfalls miteinander verbunden sind.
Das Zusammenspiel von Genetik, Infektionen und Lebensstil
Dr. Ewald geht auf ein "entscheidendes, unerkanntes Problem bei der genetischen Verursachung schädlicher Krankheiten" ein: wie schädliche Gene ihre Präsenz über die evolutionäre Zeit aufrechterhalten. Die natürliche Auslese sollte Genvarianten, die Schaden verursachen, wirksam ausmerzen. Wenn jedoch eine genetische Variante eine Anfälligkeit für einen Infektionserreger verleiht, wird die Situation zu einem "Wettrüsten" Krankheitserreger entwickeln sich schnell weiter, was bedeutet, dass die (auch genetischen) Abwehrmechanismen des Wirts ständig in Frage gestellt und umgangen werden. Diese kontinuierliche Entwicklung von Krankheitserregern macht es der natürlichen Auslese schwer, Gene zu eliminieren, die Anfälligkeit verleihen, insbesondere wenn diese Gene am Immunsystem beteiligt sind (wie HLA-Allele, die sehr variabel sind). Das APOE4-Allel zum Beispiel war die Urform, aber seine Häufigkeit ist in den letzten 200 000 Jahren zurückgegangen, möglicherweise aufgrund seiner Anfälligkeit gegenüber Krankheitserregern wie *Chlamydia pneumoniae*. Dieser Rückgang ist in Populationen mit längerer landwirtschaftlicher Tradition und dichteren Lebensbedingungen ausgeprägter, wo die Übertragung von Krankheitserregern höher sein könnte.
Studien haben einen starken Zusammenhang zwischen *Chlamydia pneumoniae* und Alzheimer gezeigt, wobei Personen, die homozygot für APOE4 sind (zwei Kopien haben), bei der Autopsie die höchste Dichte dieses Bakteriums in ihren Gehirnen aufwiesen. Dies verdeutlicht, wie die genetische Veranlagung die Intensität der Infektion und der nachfolgenden Krankheit beeinflussen kann. Dr. Ewald weist jedoch auf ein allgemeines Problem hin: Viele Erreger chronischer Krankheiten sind weit verbreitet (z. B. ist fast jeder mit *Chlamydia pneumoniae* oder dem Epstein-Barr-Virus infiziert). Daher reicht es nicht aus, einfach nur den Erreger nachzuweisen; die Forscher müssen auch die Intensität und Persistenz der Infektion und deren Wechselwirkung mit der individuellen Anfälligkeit untersuchen.
Tückische Zyklen und miteinander verbundene Krankheiten: Die Rolle von Diabetes
Der Podcast hebt hervor, wie verschiedene chronische Krankheiten oft miteinander verbunden sind. So ist zum Beispiel Alzheimer mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes verbunden. Dr. Ewald vermutet, dass gemeinsame zugrundeliegende Risikofaktoren, einschließlich Infektionen, diese Zusammenhänge erklären könnten. Parodontalpathogene wie Porphyromonas gingivalis finden sich nicht nur in Alzheimer-Gehirnen, sondern auch in atherosklerotischen Plaques und sind an der Verschlimmerung von Diabetes beteiligt, indem sie die Insulinaktivität und die Glukoseaufnahme durch die Zellen beeinträchtigen.
Diabetes selbst verschlimmert viele chronische Krankheiten, ein Phänomen, das oft ohne tiefes mechanistisches Verständnis akzeptiert wird. Dr. Ewald schlägt vor, dass ein erhöhter Blutzuckerspiegel bei Diabetikern mehr "Treibstoff" für Infektionen liefert und dadurch Krankheiten verschlimmert, die eine infektiöse Komponente haben. Darüber hinaus könnten einige Bakterien die Insulinfunktion manipulieren, um die Glukoseverfügbarkeit zu ihrem eigenen Vorteil zu erhöhen, was möglicherweise diabetische Erkrankungen auslöst oder verschlimmert. Dies kann zu einem "Teufelskreis" führen: Parodontalpathogene verschlechtern die Blutzuckerkontrolle, und ein höherer Blutzuckerspiegel wiederum begünstigt diese und andere Infektionen, die dann zu Alzheimer, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischen Nierenerkrankungen beitragen. Maßnahmen wie die Verwendung von Zahnseide könnten theoretisch dazu beitragen, diesen Kreislauf zu durchbrechen, indem sie die ursprünglichen oralen Krankheitserreger bekämpfen.
Pathogenpersistenz: Von der akuten Infektion zu chronischen Krankheiten und Krebs
Eine wichtige Unterscheidung wird zwischen akuten und chronischen Infektionskrankheiten getroffen. Akute Infektionen werden in der Regel innerhalb weniger Wochen vom Immunsystem überwunden. Wenn ein Erreger über diesen Zeitraum hinaus (etwa ein bis zwei Monate) persistiert, deutet dies darauf hin, dass er über Mechanismen verfügt, um der Immunantwort zu entgehen oder zu widerstehen, was zu einer chronischen Erkrankung führt. Erreger, die durch intime Kontakte (Sex oder Küssen) übertragen werden, stehen unter einem besonders starken Selektionsdruck, um zu persistieren, da ihre Übertragungsmöglichkeiten seltener sind als beispielsweise bei Erregern, die über die Luft übertragen werden.
Dr. Ewald stellt das gängige Verständnis von "Latenz" in Frage So wird beispielsweise das Epstein-Barr-Virus (EBV), wenn es keine Viruspartikel produziert, oft als latent bezeichnet. Er argumentiert jedoch, dass es oft eine andere, aktive Fortpflanzungsstrategie verfolgt: Es veranlasst die Wirtszellen, sich zu teilen und sich mit ihnen zu vermehren, wobei es dem Immunsystem verborgen bleibt. Diese aktive Persistenz und nicht die echte Ruhephase ist entscheidend. Indem sie die Zellen zur Replikation zwingen, den Zellselbstmord (Apoptose) hemmen und die Begrenzung der Zellteilung (Telomerverkürzung) aufheben, bringen diese Viren die Zellen dazu, unsterblich und potenziell krebsartig zu werden. So funktionieren viele onkogene (krebserregende) Viren. Sie profitieren nicht unbedingt davon, dass sie direkt Krebs verursachen, sondern davon, dass sie im Wirt persistieren. Krebs wird dann zu einem Nebenprodukt dieser langfristigen Manipulation der zellulären Maschinerie, oft in Verbindung mit zusätzlichen Mutationen.
Diese virale Strategie erklärt, warum viele anerkannte menschliche onkogene Viren (wie HPV, EBV) diese Mechanismen der Veränderung der Zellzykluskontrolle, der Apoptose und der Replikationsgrenzen gemeinsam haben. Die Wechselwirkung ist von entscheidender Bedeutung: Viren vergrößern die Population infizierter, präkanzeröser Zellen, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit, dass eine dieser Zellen die zusätzlichen Mutationen erwirbt, die erforderlich sind, um die Schwelle zum ausgewachsenen Krebs zu überschreiten, drastisch erhöht.
Die Herausforderungen bei der Verknüpfung von Infektionen mit Krebs und anderen chronischen Krankheiten
Die Folge beschreibt den langsamen und oft umstrittenen Prozess der Feststellung infektiöser Ursachen für chronische Krankheiten am Beispiel von Multipler Sklerose (MS) und verschiedenen Krebsarten. Bei MS wird der Zusammenhang mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) seit Jahrzehnten diskutiert, doch zeichnet sich jetzt ein Konsens ab, der durch genetische Daten (eine HLA-Genvariante, die von EBV als Rezeptor genutzt wird) und das nahezu universelle Vorhandensein einer signifikanten EBV-Infektion bei MS-Patienten gestützt wird. Ursprünglich wurde EBV als "Auslöser" betrachtet, aber es gibt Hinweise darauf, dass es sich eher um einen anhaltenden Provokateur handelt.
Auch bei Typ-1-Diabetes werden bestimmte Enteroviren zunehmend nicht nur als Auslöser einer Autoimmunreaktion, sondern als anhaltende Erreger in der Bauchspeicheldrüse verstorbener Patienten erkannt. Die Unterscheidung zwischen einem "Hit-and-Run"-Auslöser und einer "anhaltenden Provokation" ist von entscheidender Bedeutung: Bleibt der Erreger bestehen, könnte seine Bekämpfung eine Heilung und nicht nur eine Linderung der Symptome ermöglichen.
In der Krebsforschung war der Weg zur Anerkennung einer viralen Verursachung mühsam. Beim Hodgkin-Lymphom wird EBV inzwischen weitgehend als Ursache akzeptiert, obwohl nur etwa 1 von 100 Zellen im Tumor infiziert sein dürfte. Entscheidend ist, dass diese wenigen EBV-infizierten Zellen die Krebszellen sind. Diese Erkenntnis stellt das Dogma in Frage, dass alle Zellen in einem Tumor krebsartig oder infiziert sein müssen, damit ein Virus ursächlich ist. Die Tumormasse kann aus nicht krebsartigen Zellen bestehen, die zur Vermehrung angeregt werden, oder aus Immunzellen, die in den Bereich eindringen. Diese "kryptische" Natur der infektiösen Verursachung bedeutet, dass niedrige Viruslasten in Tumoren, wie sie manchmal in Studien über EBV und Brustkrebs beobachtet wurden, kein Grund für eine Ablehnung sein sollten. Meta-Analysen zahlreicher weltweiter Studien zeigen starke Assoziationen zwischen EBV (und anderen Viren wie HPV und dem Maus-Mammatumor-Virus) und Brustkrebs, trotz unterschiedlicher Ergebnisse in einzelnen Studien und historischer Unterfinanzierung solcher Forschung in einigen Ländern wie den USA.
Das Beispiel des Glioblastoms und des Cytomegalovirus (CMV) veranschaulicht diese Herausforderungen weiter. Frühe Studien um das Jahr 2000 deuteten auf einen Zusammenhang hin. Trotz anfänglicher Skepsis und widersprüchlicher Ergebnisse, die oft auf unempfindliche Tests zurückzuführen waren, bildete sich allmählich ein Konsens, dass CMV eine Rolle spielt. Antivirale Behandlungen haben sich in einigen Studien (z. B. am Karolinska-Institut) als vielversprechend erwiesen, um das Leben von Glioblastom-Patienten zu verlängern, obwohl der Mechanismus (direkte antivirale Wirkung vs. allgemeine antireplikative Wirkung) noch weiter geklärt werden muss. Dr. Ewald erinnert an den historischen "Krieg gegen den Krebs", bei dem sich die Forschung in die Lager "Viren" und "Mutationen" aufspaltete, was einen integrierten Ansatz verhinderte. Onkogene sind zwar unbestreitbar wichtig, aber wenn man sich nur auf sie konzentriert, ignoriert man, wie Viren die Prozesse vorantreiben können, die zur Anhäufung von onkogenen Mutationen führen. Trotz der anfänglichen Dominanz der Mutationstheorie erzwangen die Beweise für virale Ursachen von Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs (HPV), Burkitt-Lymphom (EBV), Leberkrebs (Hepatitis B und C) und Magenkrebs (H. pylori, obwohl ein Bakterium) allmählich eine teilweise Verschiebung. Dennoch schätzt Dr. Ewald, dass zwar 20-30 % der Krebserkrankungen als infektionsbedingt gelten, die tatsächliche Zahl jedoch viel höher sein könnte, da viele der verbleibenden Krebsarten eine eher kryptische infektiöse Komponente aufweisen.
Auswirkungen auf Prävention, Behandlung und künftige Forschung
Das Erkennen der infektiösen Wurzeln chronischer Krankheiten eröffnet Wege zur Prävention und Behandlung. So beugt beispielsweise der HPV-Impfstoff Gebärmutterhalskrebs vor, und Hepatitis-B-Impfstoffe verhindern Leberkrebs. Die Entwicklung von Impfstoffen gegen hartnäckige Viren wie EBV ist zwar eine Herausforderung, da sich diese Viren so entwickelt haben, dass sie dem Immunsystem (das durch Impfstoffe stimuliert wird) entgehen, aber es ist nicht unmöglich, wie die Gürtelrose-Impfung (gegen das Varicella-Zoster-Virus) zeigt. In Ermangelung von Impfstoffen können Verhaltensänderungen wie verbesserte Mundhygiene (gegen Parodontoseerreger), Safer-Sex-Praktiken und allgemeine Maßnahmen zur Unterstützung der Immunfunktion (gute Ernährung, Schlaf, Bewegung, Stressabbau) von Vorteil sein. Wenn Infektionen festgestellt werden, können antivirale oder antibiotische Behandlungen in Betracht gezogen werden, selbst bei Erkrankungen, die traditionell nicht als infektiös gelten, oder um Langzeitfolgen zu verhindern.
Dr. Ewald äußert sich vorsichtig optimistisch über die wachsende Offenheit für eine integriertere, umfassendere Sichtweise in der Forschung, die zum Teil durch die Frustration über den langsamen Fortschritt bei vielen chronischen Krankheiten bedingt ist. Er betont die Notwendigkeit, Forschungssilos zu überwinden und Finanzierungsstrukturen zu schaffen, die die langfristige Erforschung komplexer, multifaktorieller Ursachen unterstützen. Letztlich geht es darum, das komplette "Puzzle" der Krankheitsursachen zusammenzusetzen, indem Erkenntnisse aus Genetik, Immunologie, Virologie, Lebensstilforschung und Umweltgesundheit zusammengefügt werden.
Zusammenfassung
Die Kernaussage dieser Folge von Live Longer World mit Dr. Ewald ist ein zwingender Aufruf, unser Verständnis chronischer Krankheiten neu zu bewerten, indem wir die tiefgreifende und oft unterschätzte Rolle von Infektionserregern angemessen berücksichtigen. Dr. Ewald vertritt die Ansicht, dass viele Krankheiten, von Alzheimer über Krebs bis hin zu Herzkrankheiten, nicht einfach nur das Ergebnis fehlerhafter Gene oder eines ungünstigen Lebensstils sind, sondern aus einem komplexen Zusammenspiel entstehen, bei dem Krankheitserreger als ständige Provokateure wirken und mit unseren genetischen Veranlagungen und Umwelteinflüssen interagieren. Durch die Anerkennung dieser infektiösen Komponenten kann die Medizin neue, wirksamere Strategien zur Vorbeugung - z. B. gezielte Impfungen oder Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit wie die Förderung der Mundhygiene - und zur Behandlung entwickeln, möglicherweise durch antimikrobielle Mittel oder Therapien, die die Fähigkeit des Immunsystems zur Kontrolle persistenter Infektionen stärken. Die Diskussion unterstreicht die Notwendigkeit, Forschungssilos aufzubrechen und einen ganzheitlicheren, integrierten Ansatz zu fördern, um die verschlungenen Kausalnetze chronischer Krankheiten zu entwirren und letztlich eine gesündere Zukunft anzustreben, indem man sich mit diesen tief verwurzelten mikrobiellen Gegnern befasst.
Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.