Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Als Geschäftsführerin einer Digitalagentur und passionierte Gesundheits-Interessierte ist es mein Ziel, wertvolles Wissen aus den vielen langen Podcasts zugänglich zu machen. Ich bereite die Inhalte nicht als medizinische Expertin sorgfältig auf, sondern als jemand, der komplexe Informationen für sich und andere verständlich machen möchte.
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In einer tiefgründigen Folge des Huberman Lab Podcasts spricht Gastgeber Dr. Andrew Huberman mit Dr. Mary Francis O'Connor, Professorin für klinische Psychologie und Psychiatrie an der Universität von Arizona und Leiterin des Grief, Loss, and Social Stress Laboratory. In der Diskussion wird die komplexe Landschaft der Trauer erforscht, ihre neurobiologischen Grundlagen, ihre tiefe Verbindung zur Bindung und die vielfältigen Möglichkeiten, wie Menschen den Verlust von geliebten Menschen, Beziehungen oder wichtigen Lebensrollen bewältigen. Dr. O'Connor gibt Einblicke in die Gründe, warum sich Trauer körperlich schmerzhaft anfühlt, in die schwerwiegenden Gesundheitsrisiken, die damit verbunden sind, und in Strategien zur Integration des Verlusts, um vorwärts zu kommen und gleichzeitig das Verlorene zu ehren. Diese Folge ist für jeden relevant, der Trauer erlebt hat oder erleben wird, oder für diejenigen, die versuchen, diesen universellen menschlichen Prozess zu verstehen und andere dabei zu unterstützen.
Schwerpunkte
- Trauer vs. Trauern: Dr. O'Connor unterscheidet zwischen "Trauer" - der momentanen Welle von Emotionen, die man erlebt, wenn man sich an einen Verlust erinnert - und "Trauern", dem dynamischen, fortlaufenden Prozess, wie sich Trauer im Laufe der Zeit verändert. Trauern ist eine Form des Lernens, mit dem Verlust zu leben, und während die Trauer selbst vielleicht nie ganz verschwindet, beinhaltet der Prozess der Trauer Anpassung und Integration.
- Anhaftung und das Paradoxon "weg, aber ewig": Trauer ist untrennbar mit Liebe und Anhaftung verbunden. Die Bindung an einen geliebten Menschen schafft einen impliziten Glauben an seine ewige Gegenwart. Der Tod schafft einen Konflikt zwischen dem Wissen, dass die Person nicht mehr da ist, und dem Beharren des Bindungssystems darauf, dass sie noch gefunden werden könnte, was zu Wellen der Trauer führt.
- Die Neurowissenschaft der Sehnsucht: Die Rolle von Dopamin: Im Gegensatz zu seiner üblichen Assoziation mit Vergnügen spielt Dopamin eine entscheidende Rolle bei der für die Trauer charakteristischen "Sehnsucht" oder dem "Schmachten". Neuroimaging-Studien zeigen, dass die Aktivität im Nucleus accumbens (einem Bereich des Belohnungslernens) mit der Intensität der Sehnsucht korreliert, was dieses Bedürfnis eher mit einem grundlegenden biologischen Antrieb, ähnlich dem Durst, als mit einer Sucht vergleicht.
- Protest und Verzweiflung: Zwei zentrale Reaktionen auf Verlust: In Anlehnung an die Bindungstheorie von John Bowlby erklärt Dr. O'Connor, dass Trauer zwei Haupttypen von Reaktionen beinhaltet: "Protest" (die aktive, suchende Reaktion, eine Weigerung, den Verlust zu akzeptieren) und "Verzweiflung" (der Rückzug und die Anerkennung der Endgültigkeit des Verlusts). Beide sind natürlich und haben eine Funktion im Lernprozess der Trauer.
- Integration, nicht "Loslassen": Das Ziel der Trauer ist nicht das "Loslassen" der Bindung, die tief kodiert ist, sondern die Integration des Verlustes. Dabei geht es darum, die innere Beziehung zu dem Verstorbenen umzugestalten und Wege zu finden, wie er in uns weiterleben kann, während wir uns an eine Welt anpassen, in der er physisch abwesend ist.
- Körperliche Belastung und Gesundheitsrisiken durch Trauer: Trauer ist eine zutiefst physiologische Erfahrung. Unmittelbar nach dem Tod eines geliebten Menschen besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt (21-mal wahrscheinlicher am Tag des Verlustes). Chronische Trauer kann zu erhöhtem Blutdruck und anderen Gesundheitsproblemen führen, was die Notwendigkeit unterstreicht, den "trauernden Körper" zu unterstützen.
- Die Bedeutung von Unterstützung und Bewältigungsstrategien: Zur effektiven Bewältigung von Trauer gehört ein "Werkzeugkasten" von Strategien, einschließlich sozialer Unterstützung, Praktiken wie progressive Muskelentspannung (die Studien zufolge bei Trauer wirksamer sein kann als Achtsamkeit) und die Möglichkeit, zwischen dem Gefühl des Verlusts und lebenserhaltenden Aktivitäten zu schwanken.
Trauer verstehen: Jenseits der Traurigkeit
Dr. Mary Francis O'Connor beginnt mit der Feststellung, dass Trauer die natürliche Reaktion auf einen Verlust ist - eine vielschichtige Reaktion, die körperliche, emotionale und geistige Dimensionen nach dem Tod eines nahestehenden Menschen umfasst. Es wird ein entscheidender Unterschied zwischen "Trauer" und "Trauern" gemacht Trauer ist die akute emotionale Welle, die in einem Moment der Erinnerung oder des Bewusstseins des Verlusts auftritt. Im Gegensatz dazu ist "trauern" der dynamische Prozess, wie sich die Trauer im Laufe der Zeit entwickelt. Dr. O'Connor vergleicht dies mit dem Aktienmarkt: Trotz täglicher Schwankungen gibt es eine Gesamtkurve. Die Trauer als menschliche Emotion verschwindet vielleicht nie ganz - noch Jahre später kann die Erinnerung an einen geliebten Menschen eine Welle der Trauer auslösen, und das ist normal. Trauern ist jedoch eine Form des Lernens: "Man lernt, mit dem Verlust dieser Person zu leben."
Das Gespräch macht deutlich, dass Trauer nicht verstanden werden kann, ohne Liebe und Bindung zu berücksichtigen. Die tiefe Verbundenheit mit einem geliebten Menschen ("Wir bilden ein Wir") beinhaltet eine implizite Überzeugung von gegenseitiger, dauerhafter Präsenz. Der Tod erschüttert dies und erzeugt eine kognitive Dissonanz. Dr. O'Connor bezeichnet dies als die Theorie des "Verschwindens, aber auch des Fortbestehens": Bewusst wissen wir, dass die Person verstorben ist (wir haben Erinnerungen an den Tod oder die Beerdigung), aber die Neurobiologie der Bindung hält den impliziten Glauben aufrecht, dass "sie vielleicht noch da draußen ist" Dieser Konflikt zwischen diesen beiden Informationsströmen - "sie sind weg" und "sie sind ewig" - ist es, der eine Welle der Trauer auslöst, wenn sie in unserem Bewusstsein aufeinanderprallen.
Die Vorwegnahme des Verlustes, z. B. bei einer unheilbaren Krankheit, im Gegensatz zum plötzlichen Verlust wird ebenfalls diskutiert. Während plötzliche Verluste im Allgemeinen anfangs schwieriger zu verarbeiten sind, weil es keine mentale Vorbereitung gibt, bleibt auch bei einem erwarteten Verlust der implizite Glaube der Bindungsbiologie an die Beständigkeit der Person bestehen. Menschen können intellektuell verstehen, dass ein geliebter Mensch im Sterben liegt oder gestorben ist, und dennoch instinktiv zum Telefon greifen, um ihm eine SMS zu schicken. Im Trauerprozess geht es daher darum, zu lernen, das Verständnis dieser Beziehung zu verändern, jetzt, da die Person nicht mehr physisch anwesend ist, und eine "fortbestehende Bindung" oder innere Beziehung zu fördern.
Die Neurobiologie der Trauer: Sehnsucht und Dopamin
Eine wichtige Erkenntnis aus Dr. O'Connors Forschung ist die zentrale Rolle der "Sehnsucht" oder des "Schmachtens" in der Trauer und ihre Verbindung zum Dopaminsystem des Gehirns. Traditionell wurde der Verlust als ein weiterer Stressfaktor betrachtet, der zu den Belastungen des Lebens hinzukommt. Die von Dr. O'Connor und ihren Kollegen durchgeführten Neuroimaging-Studien zeigten jedoch ein anderes Bild. Wenn Trauernde Fotos ihrer verstorbenen Angehörigen betrachteten (im Vergleich zu einer fremden Person), korrelierte das Ausmaß ihrer selbstberichteten Sehnsucht mit der Aktivität im Nucleus accumbens, einer Hirnregion, die stark in das Belohnungslernen und die Motivation involviert ist und reich an Dopamin ist.
Dr. Huberman merkt an, dass Dopamin oft als reines Lustmolekül missverstanden wird, dass es aber eher mit Motivation, Verlangen und der Anstrengung verbunden ist, die man bereit ist aufzuwenden, um ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen. Im Zusammenhang mit der Trauer bedeutet dies: "Wie viel Mühe würden Sie aufwenden, um den geliebten Menschen noch einmal zu sehen?" Diese Erkenntnis macht deutlich, dass Trauer nicht nur eine Reaktion auf einen Stressor ist, sondern die Folge einer "Amputation" eines Teils von sich selbst, der durch die Bindung entstanden ist. Das Gehirn signalisiert durch Dopamin das tiefe Bedürfnis, nach der vermissten Person zu greifen.
Dr. O'Connor stellt klar, dass diese Sehnsucht keine "Sucht" nach der geliebten Person ist, eine häufige Fehlinterpretation, wenn es um Belohnungsschaltungen geht. Stattdessen verwendet sie die Analogie des verzweifelten Durstes in einer Wüste: Die Besessenheit, Wasser zu finden, ist keine Sucht, sondern eine Reaktion auf ein grundlegendes homöostatisches Bedürfnis. In ähnlicher Weise sind Bezugspersonen für unser Überleben und Wohlbefinden unerlässlich, wie Nahrung und Wasser. Die in der Trauer empfundene Sehnsucht ist ein Zeichen für dieses tiefe, unbefriedigte Bedürfnis. Im Trauerprozess geht es also darum zu lernen, mit dieser Sehnsucht umzugehen und neue Wege zu finden, um die Bindungsbedürfnisse zu befriedigen, entweder durch veränderte innere Beziehungen oder neue Verbindungen nach außen.
Navigieren im Trauerprozess: Protest, Verzweiflung und Integration
John Bowlby, der Pionier der Bindungstheorie, beschrieb zwei primäre Verhaltens- und Gefühlsreaktionen auf die Trennung von einer Bezugsperson, die Dr. O'Connor auf den Trauerprozess anwendet: "Protest" und "Verzweiflung"
Protest ist die aktive, oft verzweifelte Suche nach der verlorenen Person, die durch eine energische "Los"-Reaktion gekennzeichnet ist. Es ist das "Oh nein, sie sind weg!"-Gefühl, das den Körper antreibt, zu suchen, Lärm zu machen und zu versuchen, die Person zu finden. Diese Reaktion ist tief im Überlebensmechanismus der Bindung verwurzelt: Wenn ein geliebter Mensch vermisst wird, ist eine verstärkte Anstrengung, ihn zu finden, anpassungsfähig.
Verzweiflung hingegen ist das Aufgeben, der Rückzug, die Lethargie, die mit der dämmernden Erkenntnis der Permanenz des Verlustes einsetzt. Es ist das "Oh nein, sie sind weg", das eine ungeheure Schwere hat. Die Verzweiflung ist zwar scheinbar passiv, hat aber eine Funktion: Sie spart Energie, indem sie das kostspielige Suchverhalten stoppt. Verzweiflung kann jedoch zu einer Fehlanpassung führen, wenn sie zu der Überzeugung führt, dass man sich für immer so fühlen wird, was nicht stimmt.
Dr. O'Connor betont, dass es sich dabei nicht um lineare Phasen handelt, sondern um Reaktionen, zwischen denen der Einzelne hin und her schwankt, während er lernt, in einer durch den Verlust veränderten Welt zu leben. Der Trauerprozess beinhaltet die Arbeit mit diesen beiden Gefühlen. Der "Go"-Weg des Protests muss ebenso anerkannt werden wie der "No-go"-Weg der Verzweiflung. Dr. Huberman und Dr. O'Connor erörtern das Konzept der "Transmutation" - das heißt, die Energie dieser intensiven Zustände in Handlungen und Gefühle umzuwandeln, die die Erinnerung aktiv aufrechterhalten und dennoch ein Vorwärtskommen ermöglichen.
Ein zentrales Thema ist die "Integration" und nicht das "Loslassen" oder die "Erholung" Die Bindung an den Verstorbenen ist tief kodiert und verschwindet nicht. Integration bedeutet, sich an eine Welt anzupassen, in der die Person physisch nicht mehr da ist, und gleichzeitig anzuerkennen, dass sie in uns weiterlebt, in unseren Erinnerungen und inneren Erzählungen. Dr. O'Connor berichtet von ihrer persönlichen Erfahrung, wie sich die Beziehung zu ihrer verstorbenen Mutter noch Jahre nach ihrem Tod weiterentwickelt hat, und zeigt, wie diese innere Beziehung weiter wachsen und sich verändern kann. Historisch gesehen boten Kulturen und Religionen einen Rahmen (z. B. Shiva-Sitzen, Totenwachen, Dia de los Muertos), um diese intensiven Erfahrungen zu verstehen und zu verarbeiten. Dr. O'Connor ist der Meinung, dass diese "Trauer-Kompetenz" in der heutigen säkularen Gesellschaft nicht mehr so ausgeprägt ist, so dass sich viele hilflos fühlen.
Die körperlichen Folgen der Trauer: Gesundheitliche Risiken und somatische Erfahrungen
Trauer ist nicht nur eine emotionale oder psychologische Erfahrung; sie hat tiefgreifende physiologische Folgen. Dr. O'Connor weist auf erschreckende Statistiken hin: Am Tag, an dem ein geliebter Mensch stirbt, ist die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden, 21 Mal höher. In den ersten drei Monaten nach dem Tod der Ehefrau ist die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Herzinfarkts bei einem Mann fast doppelt so hoch wie bei einem verheirateten Kollegen. Bei Frauen ist das Risiko etwa 1,8-mal höher. Diese Statistiken unterstreichen, dass Trauer eine medizinisch riskante Zeit ist.
Die Stressreaktionssysteme des Körpers werden während der Trauer stark beansprucht. Dr. O'Connor beschreibt, wie unsere Lieben als "externe Schrittmacher" fungieren können, die unsere Physiologie mitregulieren (z. B. senkt eine Umarmung den Blutdruck). Wenn diese Koregulierung verloren geht, muss der Körper der trauernden Person lernen, sich selbst wieder zu regulieren, was eine erhebliche physiologische Anpassung darstellt. Die Forschungen ihres Labors haben gezeigt, dass während einer Trauerwelle der Blutdruck bei allen Menschen ansteigt, aber bei denjenigen, die die intensivste Trauer erleben, ist der Anstieg größer und ihr Blutdruck braucht länger, um sich zu erholen.
Dieser "trauernde Körper" braucht Unterstützung. Dr. O'Connor zieht eine Analogie zur Schwangerschaft: Beides sind natürliche Prozesse, aber die Schwangerschaft wird als physiologisch anspruchsvoll und medizinisch riskant angesehen, so dass ein System der Betreuung erforderlich ist. Sie plädiert für einen ähnlichen gesundheitspolitischen Ansatz bei Trauerfällen und schlägt vor, dass Selbsthilfegruppen neben der emotionalen Unterstützung beispielsweise auch den Blutdruck überwachen könnten.
Die Diskussion berührt auch somatische Praktiken. Eine Studie im Labor von Dr. O'Connor ergab, dass die progressive Muskelentspannung bei Trauer sogar noch hilfreicher ist als Achtsamkeitstraining. Diese Übung, bei der Muskelgruppen angespannt und entspannt werden, hilft dem Einzelnen, sich seiner körperlichen Anspannung bewusst zu werden und sie loszulassen, und bietet ein greifbares Instrument zur Bewältigung der Stressreaktion des Körpers in verschiedenen Situationen. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, die körperlichen Manifestationen der Trauer direkt anzusprechen.
Bewältigungsmechanismen, Unterstützungssysteme und besondere Fälle von Trauer
Dr. O'Connor betont die Notwendigkeit eines "großen Werkzeugkastens von Strategien", um mit Trauerwellen umzugehen, und räumt ein, dass das, was funktioniert, von Moment zu Moment und von Person zu Person variieren kann. Dies kann von körperlicher Aktivität wie Laufen oder Yoga über emotionalen Ausdruck wie Weinen bis hin zur Suche nach sozialen Kontakten reichen. Die Abschottung oder "Verdrängung" wird als potenziell anpassungsfähige kurzfristige Strategie diskutiert (z. B. die Trauer beiseite schieben, um ein Arbeitstreffen zu bewältigen), aber sie wird problematisch, wenn sie die *einzige* Strategie ist, da sie das notwendige Lernen und Verarbeiten verhindert.
Die entscheidende Rolle sozialer Unterstützung wird immer wieder hervorgehoben. So wie Primatenmütter, die um einen Säugling trauern, von anderen Gruppenmitgliedern gepflegt werden, brauchen auch Menschen andere, die ihnen bei der "Pflege" helfen - die sie versorgen, sie an ihre eigenen gesundheitlichen Bedürfnisse erinnern und ihnen Co-Regulierung anbieten. Selbsthilfegruppen für Trauernde können hilfreich sein, nicht weil die Teilnehmer den gleichen Verlust erlitten haben, sondern weil sie die Erfahrung teilen, jemanden zu *vermissen*, was ein Gefühl der Verbundenheit fördert und den Trauerprozess bestätigt. Für die etwa eine von zehn Personen, die eine "gestörte Trauer" (prolongierte Trauerstörung) entwickeln, bei der die Trauer intensiv und ohne signifikante Veränderung über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen bleibt, werden spezifische evidenzbasierte psychotherapeutische Interventionen empfohlen.
Das schmerzhafte Thema Selbstmord wird angesprochen. Dr. O'Connor stellt fest, dass die Trauer nach plötzlichen, gewaltsamen oder unerwarteten Todesfällen - zu denen häufig auch Selbstmord gehört - in der Regel eine größere Herausforderung darstellt. Ein häufiger und quälender Aspekt für Trauernde nach einem Selbstmord sind die "hätte, könnte, sollte"-Gedanken - eine Endlosschleife von Selbstvorwürfen und Grübeln. Sie erklärt, dass diese Gedanken eine Form des Protests sind, ein Versuch, einen Grund zu finden oder die Kontrolle über eine unerträgliche Situation zu behalten. Der Ausweg besteht nicht darin, diese unbeantwortbaren Fragen zu beantworten, sondern sie als Gedanken zu erkennen und Fähigkeiten zu erlernen, mit ihnen umzugehen, indem der Fokus wieder auf die gegenwärtige Realität des Lebens mit dem Verlust gelenkt wird. Es geht darum, ein Narrativ zu finden, das zwar vielleicht nicht objektiv "wahr" ist, es der Person aber erlaubt, die sich wiederholenden, schuldbeladenen Gedanken hinter sich zu lassen und sich wieder dem Leben zuzuwenden.
Glaubenssysteme, Sinnstiftung und Vorwärtsgehen mit Freude
Die Rolle von Glaubenssystemen, ob religiös, spirituell oder philosophisch, bei der Bewältigung von Trauer wird untersucht. Dr. O'Connor erkennt an, dass die Religionen in der Vergangenheit Gemeinschaften für soziale Unterstützung und einen Rahmen für das Verständnis des Todes und dessen, was danach kommt, geboten haben. Eine prospektive Studie (die Studie Changing Lives of Older Couples) ergab, dass Personen, die bereits über ein (oft religiöses, aber auch philosophisches) Verständnis der Rolle des Todes im Leben verfügten, nach dem Tod eines Ehepartners weniger stark trauerten. Dies deutet darauf hin, dass die Beschäftigung mit diesen existenziellen Fragen im Voraus schützend wirken kann, obwohl ein tiefgreifender Verlust auch bestehende Überzeugungen in Frage stellen kann.
Dr. O'Connor bietet auch eine neurobiologische Perspektive auf die "ewige" Natur eines geliebten Menschen: Die epigenetischen Veränderungen, die während der Bindung im Gehirn auftreten, bedeuten, dass der geliebte Mensch buchstäblich physiologisch eingebettet ist. Dieses wissenschaftliche Verständnis kann selbst eine Form der Transzendenz und einen Weg bieten, die dauerhafte Wirkung der Beziehung zu würdigen.
Ein entscheidender Aspekt der Integration von Trauer ist es, sich selbst die "Erlaubnis" zu geben, Freude zu erleben, neue Verbindungen einzugehen oder im Leben voranzukommen. Schuldgefühle können aus dem Gefühl entstehen, dass die Freude am Leben ein Verrat am Verstorbenen oder an der andauernden inneren Beziehung ist. Dr. O'Connor schlägt vor, dies umzudeuten: Man kann das Leben *wegen* des Verstorbenen besser leben, seinen Einfluss weitergeben oder Dinge zu seinen Ehren tun. Die innere Beziehung zu den Verstorbenen kann sich weiter entwickeln und Vergebung, Dankbarkeit und ein Gefühl für ihre fortwährende Präsenz auf eine neue Art und Weise ermöglichen.
Das Gespräch schließt mit der Feststellung, dass Trauer ein Prozess des Hin- und Herschwingens ist - ein Wechsel zwischen der Anerkennung des Schmerzes über den Verlust und der Teilnahme an Aktivitäten, die das Leben wiederherstellen. Dr. O'Connor erzählt die Anekdote eines Witwers, der weinte, als er über seine verstorbene Frau sprach, sich aber gleichzeitig über eine neue Beziehung freute. Dies veranschaulicht die gesunde Fähigkeit, sowohl tiefe Trauer über den Verlust zu empfinden als auch neue Freude zu empfinden. Letztendlich gibt es zwar keine Möglichkeit, den Trauerprozess zu optimieren oder zu verkürzen (der Versuch, ihn zu verkürzen, kann ihn sogar verlängern), aber das Verständnis seiner Natur, das Zulassen seines vollen Ausdrucks und das Aufsuchen von Unterstützung können Menschen dabei helfen, diesen unvermeidlichen Teil des Lebens zu bewältigen und schließlich wieder einen Sinn und die Fähigkeit zur Freude zu finden.
Zusammenfassung
Die Diskussion von Dr. Mary Francis O'Connor im Huberman Lab Podcast bietet eine zutiefst informative und mitfühlende Erkundung der Trauer. Die Kernaussage ist, dass Trauer eine natürliche, vielschichtige Reaktion auf Verlust ist, die tief in unserer Biologie der Bindung verwurzelt ist. Sie ist keine Pathologie, die es zu überwinden gilt, sondern ein Prozess, in dem wir lernen, den Verlust in unser Leben zu integrieren. Wenn man die Neurobiologie der Sehnsucht, die Dynamik von Protest und Verzweiflung, die körperlichen Auswirkungen und die Bedeutung sozialer Unterstützung versteht, kann man seine Trauer besser bewältigen.
Die Folge betont, dass Trauer zwar mit tiefem Schmerz verbunden ist, aber auch ein Zeugnis für die Tiefe von Liebe und Verbundenheit ist. Indem wir den Trauerprozess annehmen, das Schwanken zwischen Trauer und Wiederherstellung zulassen und eine fortdauernde, wenn auch veränderte Beziehung zu den Menschen pflegen, die wir verloren haben, können wir ihr Andenken ehren und gleichzeitig ein sinnvolles und freudiges Leben führen. Die Erkenntnisse, die hier geteilt werden, sind von unschätzbarem Wert für jeden, der diese universelle menschliche Erfahrung verstehen will, sei es für sich selbst oder um andere mit mehr Empathie und Wissen zu unterstützen.
Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.